Ortsteile

Ober-/Schloß-Nauses

Ober- und Schloß-Nauses

Die erste Gemeindereform im Otzberger Land zur Stärkung der Finanzkraft und zur Einsparung der Verwaltungs-kosten fand eigentlich schon in den 1950er Jahren statt, als Schloß-Nauses mit dem heutigen Otzberger Ortsteil Ober-Nauses zusammengeschlossen wurde. Im diesbezüglichen Protokoll vom 19. Januar 1954 hieß es: "Um die
Finanzkraft der Gemeinde Ober-Nauses zu stärken, beschließt die Gemeindevertretung von Ober-Nauses
einstimmig in geheimer Abstimmung, die beiden Gemeinden Ober- und Schloß-Nauses zu einer politischen
Ge- meinde zusammenzulegen. Durch diese Zusammenlegung würde die Gemeinde in den Genuss von Gewerbe- steuer kommen." Bürgermeister war seinerzeit Ernst Kohlbacher, der von Wiebelsbach aus Ober-Nauses mit
verwaltete, bis zur Gemeinde- und Gebietsreform, als die Gemeinde Otzberg gegründet wurde, deren Ortsteil
seitdem Ober-Nauses ist. Ebenfalls am 19. Januar 1954 wurde auch in Schloß-Nauses der entsprechende Beschluss zur Zu- sammenlegung gefasst, „um die Finanzkraft der finanzschwachen Gemeinde Schloß-Nauses zu stärken" (nach Unterlagen des Otzberger Gemeindearchivs und des inzwischen verstorbenen Heimatkundlers Werner Huss aus Schloß-Nauses). Nauses - die ehemalige Wildhube - wird als "Nyuusaze" im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1357 erscheint der Name "Obern-Nauweseste", den man im Jahr 1396 als "Nusis über Hogste gelegen" wieder
findet. 1454 erschien für den gleichen Ort der Name "Obernnusaß", um schließlich 1457 " Oberen-Nusaß" genannt zu werden. Nauses bedeutet, aus dem Mittelhoch-deutschen übersetzt, " die neue Siedlung", wobei die Silbe "nau" für das Wort "neu" und "ses" ("sez" - Sitz) für das Wort "Siedlung" oder auch für "Besitz" steht. Am 6. November 1357 - Montag nach Allerheiligen - belehnte der Abt Heinrich von Fulda als Lehns- und Landes- Herr Dvther Gans I. von Otzberg mit Teilen des Dorfes "Obern-Nauweseste", was als erste urkundliche Erwähnung dokumentiert ist.

In Ober-Nauses befand sich eine einklassige Volksschule, die vor ihrer Auflösung im Jahr 1970 etwa 15 Schülerinnen und Schüler besuchten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kinder von Ober-Nauses in Pfirschbach unterrichtet. Die Kinder von Schloß-Nauses mussten den Unterricht in Höchst absolvieren. Um den Kindern - besonders im Winter - den beschwerlichen Weg nach Pfirschbach und nach Höchst zu ersparen, stellte  Philipp Friedrich Hallstein zwischen 1884 und 1899 einen Raum in seiner Gaststätte in Ober-Nauses zur Verfügung. Dieses Provisorium endete, als im Jahr 1900/1901 das Schulhaus in Ober-Nauses eingeweiht wurde, das heute als Dorfgemeinschaftshaus
genutzt wird. Die Kinder besuchen seit der Schulauflösung die Otzbergschule in Lengfeld.

Der gemeinsame Friedhof von Ober- und Schloß-Nauses befindet sich heute noch in Höchst (Odenwaldkreis), allerdings erfolgen Beerdigungen auch auf dem Friedhof in Hering. Ein in Schloß-Nauses vorgesehener Friedhof-
das Gelände war vorhanden und ist heute bebaut - konnte aus finanziellen Gründen damals nicht angelegt werden. Die evangelische Bevölkerung gehört zur Kirchengemeinde in Höchst, die katholischen Einwohner zur Pfarrei „Mariä Geburt" in Hering.

Wegen seiner ruhigen und etwas abgeschiedenen Lage und der waldreichen Umgebung, nahm die Bautätigkeit in den 1970er und 1980er Jahren im kleinsten Otzberger Ortsteil zu, ohne das Bild der Landschaft wesentlich zu
verändern.

Der Jugendzeltplatz „Junkerwald" an der südlichen Ortsgrenze von Schloß-Nauses bietet Kindern und Jugendlichen auch heute noch eine naturverbundene Freizeitgestaltung.

Ein Geschäft ist in Ober-Nauses nicht mehr vorhanden, der Verkaufswagen einer Bäckerei sorgt einmal pro Woche für den Backwarennachschub.